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PLE oder was macht eine Lernumgebung aus?

Vor zwei Jahren referierte Rolf Schulmeister, Professor für Pädagogik an der Uni Hamburg, im Rahmen einer PLE-Tagung an der PH Zentralschweiz zum Thema „Was macht eigentlich eine Lernumgebung aus?“. Im folgenden Blogbeitrag möchte ich auf einige beachtens- und bemerkenswerte Überlegungen von Prof. Schulmeister eingehen. Zur PLE gehörten, so sagt er am Anfang seines Referats, nicht nur „das was man vor der Nase hat“, also zum Beispiel der Arbeitsplatz mit Schreibtisch und PC. Vielmehr umfasse die PLE auch die Menschen, die zum Arbeitsplatz gehörten. In seinem Falle sind dies die Mitarbeitenden an der Uni und die Studierenden sowie die Kongresse und die dabei gehaltenen Reden. Schulmeister fasst den Begriff PLE weit, zur PLE gehörten deshalb auch der bisher begangene Lern- und Lehrweg (er verwendet dafür den Begriff „History„) und die nicht-elektronische Umwelt. Im nächsten Teil klärt er die drei Begriffe „Personal“, „Learning“ und „Environment“ und sucht nach einer allgemeinen Definition des Begriffs „PLE“. Dabei kommt er zum Schluss, dass – weil Lernen immer und ausschliesslich persönlich ist (Stichwort: Konstruktivismus) – gar keine allgemeingültige Definition für PLE gefunden werden könne.  Es seien nur private, individuelle Definitionen möglich. Zum Stichwort „Learning“ stellt Schulmeister fest, dass hier noch viel Klärungsbedarf bestehe. Für ihn steht aber klar fest, dass „PLE auf der Grundlage von Selbstorganisationstheorien, Lern- und Erkenntnistheorien konzeptioniert“ werden müsse. Was ist schliesslich mit „Environment„, also Lernumgebung gemeint? Umwelt? Gesellschaft? Bibliothek? Desktop? Oder etwas ganz anderes? Schulmeister kommt in diesem Zusammenhang auf zwei verschiedene Konzepte zu sprechen: Die Lernsituation einerseits und die Lernumgebung andererseits. Die Lernsituation ist aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt: der Person, den Interaktionen, den Wissenschaften, formalen Komponenten und gesellschaftlichen Institutionen. Das PLE ist – laut Schulmeister – Teil der formalen Komponenten und nicht identisch mit dem viel weiter gefassten Begriff „Lernsituation“. Schulmeister definiert die spezifische LERNumgebung anhand von drei typischen Merkmalen: Bewusstsein, Intentionalität und Reflexion. Wenn sich Lernende in einer Lernumgebung befinden, sind sie sich bewusst, das heisst sie nehmen wahr, dass sie lernen. Lernende haben – in der Lernumgebung – zudem die Absicht, zu lernen (Intentionalität). Und schliesslich findet in der Lernumgebung Reflexion statt: Was lerne ich? Wie lerne ich? Wie erfolgreich ist mein Lernen?

Mit Schulmeisters Haltung, dass Lernen mehr ist als der Lernende und sein Buch oder sein PC stimme ich überein. Seine Feststellungen, dass die individuelle „History“ und die persönliche „Umwelt“ ebenso Elemente der PLE sind wie der Arbeitsplatz oder der PC und dass es keine allgemeinen sondern ausschliesslich private Definitionen des Konzepts PLE gebe, haben mich zum Nachdenken angeregt. Wie definiere ich mein Pesonal Learning Environment?