Social Media in der (Betriebs-)Wirtschaft

In meinen bisherigen Blogbeiträgen habe ich mich hauptsächlich mit dem Einsatz von ICT bzw. Social Media im Unterricht auseinander gesetzt. In diesem letzten Beitrag möchte ich den Fokus verändern und das Thema Social Media im Rahmen meines Unterrichtsfaches Wirtschaft und Recht anschauen. Anlass dazu ist ein Artikel in der NZZ-Beilage Equity vom 22. März 2012. Im Artikel „Soziale Netzwerke für sich nutzen“ wird thematisiert, wie in der Schweiz kleine und mittelständische Betriebe die Social Media nutzen. Eine Umfrage der ZHAW unter 419 Betrieben hat ergeben, dass 56% der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Mitarbeitenden in den sozialen Netzwerken aktiv sind. Von den grossen Konzernen (über 250 Mitarbeitende) nutzen hingegen praktisch alle, nämlich 96%, die Möglichkeiten von Facebook, Youtube und Co. Als Haupthindernis erwähnen die KMU den grossen Aufwand, der nötig sei, um eine regelmässige „Betreuung der Seiten“ zu gewährleisten. Im NZZ-Artikel werden zwei (KMU-)Betriebe beschrieben, die bereits heute eine sehr aktive Rolle in den sozialen Netzwerken spielen. Vielleicht ist es kein Zufall, dass beide Betriebe in der Velobranche zu Hause sind? Sowohl in Thömus Veloshop als auch bei Veloplus gibt es einen Hauptverantwortlichen für die Umsetzung der Strategie in den sozialen Medien. Und offenbar kann diese Aufgabe sowohl von einem Digital Native als auch von einem Digital Immigrant mit Erfolg umgesetzt werden. (Sie wissen nicht, was ein Digital Native bzw. ein Digital Immigrant ist? Dann lesen Sie einfach meinen Beitrag „Die Parallelwelt der Digital Natives„.) Wie nutzen diese beiden Betriebe die sozialen Medien? Auf klassische Art und Weise, indem sie aktuelle Fotos von Veranstaltungen ins Facebook stellen und über ihre neuen Produkte berichten. Zudem stellt Veloplus  Anleitungen auf Youtube, die den Kunden helfen sollen, ihre Produkte korrekt zu nutzen.

Was hat dies alles mit meinem konkreten Unterricht zu tun? Ich stelle mir vor, dass diese Informationen für die Lernenden von Interesse sind, wenn sie sich mit dem Thema Marketing beschäftigen. Und warum sollen sie beim nächsten Auftrag nicht – anstelle eines herkömmlichen Marketing-Mix – eine um die sozialen Medien erweiterte Variante erarbeiten?

Nicht nur die Schule, auch die Eltern sind gefordert

In verschiedenen Blogbeiträgen habe ich mich mit den Herausforderungen der neuen Medien für die Schule auseinandergesetzt. Was das Zusammentreffen von „Digital Natives“ und „Digital Immigrants“ aber in und für die Familie bedeutet, wurde bisher nicht zur Sprache gebracht. Die vorliegenden Überlegungen sind eine Fortsetzung meines vorletzten Blogbeitrags zum Thema „Die Parallelwelt der Digital Natives„. Wiederum beziehe ich meine Informationen aus dem NZZ-Artikel vom 8. Februar 2012.

Eine Umfrage der London School of Economics in 25 europäischen Ländern hat ergeben, dass „nur ein Drittel der Kinder im Alter zwischen 9 und 16 Jahren davon (ausgehen), ihre Eltern wüssten mehr über das Internet als sie selbst.“ Deutlicher kann wohl nicht zum Ausdruck gebracht werden, wie es aussieht, wenn in der Familie „Digital Natives“ auf „Digital Immigrants“ stossen. Dass „die neuen Medienwelt“ Chancen und Gefahren bietet, ist unbestritten. Unbestritten scheint auch, dass die Gefahren „von den Jugendlichen oft unter- und von ihren Eltern wegen ihrer mangelnden Kenntnisse über die digitale Welt dagegen unter Umständen überschätzt“ werden. Beobachte ich mich und unseren innerfamiliären Umgang mit den neuen Medien, so lassen sich diese Fakten bestätigen. So bin ich dann wieder dankbar und erleichtert, wenn das Departement für angewandte Psychologie der ZHAW feststellt, dass nicht die Videogames per se als Ursache zu einem Suchtverhalten führen, sondern dass Faktoren wie „mangelnde Anerkennung im Alltag, ein geringes Selbstwertgefühl, das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und emotionale Instabilität als die wahren Risikofaktoren“ anzusehen seien.

Zum Schluss möchte ich noch einen Blick auf die Medienerziehung der Eltern werfen. Unten stehende Grafik stammt aus dem bereits mehrfach zitierten NZZ-Artikel. Sie zeigt, dass die Anzahl älteren Nutzer von Facebook in jüngster Zeit stark gewachsen ist:Quelle: NZZ 8.2.2012Quelle: NZZ vom 8. Februar 2012

Ich weiss nicht, ob man aufgrund dieser Erkenntnisse auf eine erhöhte Medienkompetenz der Eltern schliessen darf. Wenn dem aber so wäre, so müsste uns das positiv stimmen, denn (ich zitiere hier aus einer umfangreichen Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz aus dem Jahre 2011 mit dem etwas sperrigen Titel Medienkompetenz und medienerzieherisches Handeln von Eltern): „Eine tiefe Medienkompetenz von Eltern geht grundsätzlich unabhängig vom Bildungsgrad mit einer verminderten Intensität der Medienerziehung einher.“ Würde umgekehrt also bedeuten, dass die vertiefte Medienerziehung mit der wachsenden Medienkompetenz der Eltern einhergeht. Der hier mehrfach zitierte NZZ-Artikel endet mit einer Aussage, die die Medienkompetenz der Eltern noch einmal direkt anspricht: „Vor alle sind jedoch die Eltern gefordert, denn Verbote seien weniger wirksam als gute Vorbilder…… Ein ständig nach dem Smartphone greifender Vater eignet sich nur schlecht als Vorbild für seinen Nachwuchs.“

Prezi statt PowerPoint

Bei Prezi werden sämtliche üblichen Konventionen, die bei Präsentationssoftware üblich sind, kurzerhand über Bord geworfen. Erste Maßnahme: Es gibt keine Folien, sondern nur eine einzige Oberfläche, in der Prezi wie eine Kamera zoomen und schwenken kann.

out: PowerPoint-Folien

Der Aufbau einer Prezi-Präsentation muss anders geplant werden als eine klassische Powerpoint-Präsentation. Die Herangehensweise ähnelt eher der Mindmapping-Methode, bei der aber in diesem Fall keine Verbindungslinien zwischen den Stationen eingezeichnet werden. Die Gedankengänge werden vielmehr mit der virtuellen Kamera miteinander verbunden, die die Äste und ihre Teilbäume abfährt und herein- und herauszoomt.

Bearbeitungsoberfläche von Prezi

Wo die Kamera entlang fährt, kann man mit einem Pfad festlegen. Dabei sind auch Kameradrehungen möglich, doch sollte man das Publikum dabei im Blick haben: Allzu hektische Bewegungen könnten es schwer machen, die Präsentation zu verfolgen. Es sollen sich sogar schon Fälle von Seekrankheit bei Prezi-Präsentationen ereignet haben.

Gewöhnungsbedürftig: Das Bearbeitungswerkzeug

Und auch für den Redner ergibt sich eine andere Situation als bei klassischen Powerpoint-Präsentationen. Wer in seinem Vortrag unsicher ist, kann sich immer noch an der nächsten Folie orientieren – doch wenn es wie bei Prezi keine Folien mehr gibt, dann fällt diese Gedächtnisstütze weg. Die weitaus dynamischere Präsentationsform von Prezi erfordert es, dass man sich als Vortragender im Thema gut auskennt.

Prezi kann als Online-Präsentationswerkzeug genutzt werden, bei dem die Zuschauer online das Geschehen verfolgen. Einladungslinks können direkt aus der Anwendung heraus erzeugt und per E-Mail oder ähnlichen Wegen weiter gegeben werden.

Kostenlos heißt öffentlich

Die kostenlose Version von Prezi wird ausschließlich über den Webbrowser bedient. Die Präsentationen werden online auf dem Server des Anbieters gespeichert und können von dort aus aufgerufen, verlinkt und weiterempfohlen werden. Sie sind allerdings öffentlich einsehbar und mit einem kleinen Logo versehen. Hier greift das Geschäftsmodell von Prezi, das als Freemium bekannt ist. Wer die Logoeinblendungen oder die Öffentlichkeit nicht will, muss die kostenpflichtige Variante von Prezi wählen, die pro Jahr ungefähr 60 US-Dollar kostet. Für 160 US-Dollar im Jahr gibt es obendrein eine Offline-Version des Prezi-Editors.

Ein Erfahrungsbericht eines Prezi-Nutzers findet man unter folgendem Link: http://www.besser20.de/prezi-als-losung-fur-wirklich-andere-prasentationen/1332/

Die Parallelwelt der „Digital Natives“

Die NZZ vom 8. Februar 2012 liefert in einem lesenswerten Artikel vielfältige Informationen zum Medienkonsum der Schweizers Jugendlichen. Der Artikel wurde unter dem Titel „Die Parallelwelt der Digital Natives“ veröffentlicht und ist Grundlage des vorliegenden Blogbeitrags. Der Begriff „Digital Natives“ wurde von Marc Prensky geprägt und bezeichnet die nach 1980 geborene Generation. Im Gegensatz zu den vorher geborenen „Digital Immigrants“ sind die Digital Natives seit Kindesbeinen mit den neuen, digitalen Technologien aufgewachsen und vertraut. Im NZZ-Artikel wird zunächst die JAMES-Studie (Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz) vom Psychologie-Departement der ZHAW vorgestellt. Die repräsentative Erhebung (befragt wurden 1000 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren) aus dem Jahr 2010 zeigt unter anderem, dass fast jeder von ihnen über ein eigenes Handy, ein Fernsehgerät und einen eigenen Computer mit Internetanschluss verfügt und dass sie „an Wochentagen im Durchschnitt mehr als zwei Stunden im Internet surfen“. Dabei wird angemerkt, dass die individuelle Nutzung stark schwankt (Klammerbemerkung: das stelle ich bei meinen eigenen Kindern fest: während die 17-jährige Tochter das Internet fast ausschliesslich für die Schule gebraucht und nicht mehr als wenige Minuten pro Tag am Computer verbringt, stellt das Internet für die 13-jährige eine beliebte Freizeitbeschäftigung dar und wir Eltern sind bemüht, diesen Medienkonsum stets im Auge zu behalten.)

In Bezug auf den Medienkonsum junger Schweizer stellen die Autoren der Studie folgende Fakten fest:

Zu den beliebtesten medialen Freizeitbeschäftigungen gehören (in abnehmender Reihenfolge)

  • Handy nutzen (über 80% täglich oder mehrmals pro Woche)
  • Internetdienste nutzen
  • MP3 hören
  • Fernsehen
  • Musik-CDs
  • Radio hören
  • Tageszeitung lesen (40%)

Über 20% aller befragten Jugendlichen haben schon erlebt, dass Fotos oder Videos ohne ihre Zustimmung online gestellt wurden. 15% der Jugendlichen haben Cyber-Mobbing am eigenen Leib erfahren. Weit über 80% der jugendlichen Nutzer sozialer Netzwerke geben ihren Namen bekannt, ihr Geschlecht, ihr Alter und laden Fotos von sich selber hoch. In diesem Bereich differiert das Verhalten zwischen betroffenen Mädchen und Jungen wenig. Wenn es hingegen um unerwünschte Handybotschaften geht, so sind die Jungen in sämtlichen Bereichen (Hast du Brutalo- oder Pornofilme erhalten? Hast du eine gestellte Schlägerei gefilmt? Hast du eine echte Schlägerei gefilmt? Hast du Brutalo- oder Pornofilme verschickt? Hast du bereits Probleme wegen unerlaubter Inhalte bekommen?) in der Überzahl.

Platzhirsch Facebook

Eine Schülerin wird während des Unterrichts heimlich gefilmt, der Film anschliessend in Facebook hochgeladen. Ich nahm diesen Vorfall an unserer Schule zum Anlass, mit den Lernenden im Fach Wirtschaft und Recht über ihre Rechte und Pflichten im Umgang mit Social Media zu sprechen.  Welche Rolle spielt Social Media in der Schule? Wie soll sie mit diesem Phänomen umgehen? Mit diesen Fragen setzt sich Hanspeter Füllemann in einem lesenswerten Artikel im  Schulblatt des Kantons Thurgau vom Oktober 2011 auseinander. Der Artikel mit dem Titel „Facebook & Co. – Social Media im Brennpunkt“  bildet Grundlage für diesen Blogbeitrag.

Social Media umfasst weit mehr als Facebook; auch die Plattformen youtube und flickr sind beispielsweise Social Media Dienste. Obwohl ihre Nutzung verschiedenen Zwecken dient, ist allen gemeinsam, dass „gemeinsam Inhalte erschaffen, verbreitet und geteilt werden.“ Laut der Webseite socialmediaschweiz kamen im Februar 2010 jede Stunde (!) 141 neue Facebooknutzer dazu.  Ende Februar 2012 nutzten 2’825’000 Menschen Facebook in der Schweiz. Die Bezeichnung „Platzhirsch“ scheint also berechtigt.

Wo liegen die Chancen und Gefahren von Social Media? Gefahren sieht der Autor des Artikels vor allem bei den Persönlichkeits- und den Urheberrechten sowie im Bereich des Datenschutzes. „Jede Person hat (…) das Recht am eigenen Bild und muss deshalb vor der Veröffentlichung eines Fotos gefragt werden.“ Viele Facebook-User sind sich dieses Rechts – aber auch dieser Pflicht – nicht bewusst. Auch mit der Tatsache, dass fremde Inhalte nur mit Quellenangaben weiterverwendet werden dürfen (Stickwort: Plagiat), nehmen es nicht alle User gleich ernst. Schliesslich realisieren nur wenige, dass mit einem einfachen Mausklick „auf die Taste Hochladen (…) die Kontrolle über die veröffentlichten Inhalte „abgegeben wird. Andererseits bieten Social Media Plattformen unter anderem neue Informationskanäle und ermöglichen zusätzliche Vernetzungen. Diese Möglichkeiten sind für die Schulen aber auch Chancen, insbesondere darum, weil rund 84% der Jugendlichen „in mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet“ und mit diesem Werkzeug also vertraut sind. Angesichts dieser Chancen und Gefahren plädiert der Autor für eine „positive Heransgehensweise“ und ermuntert die Lehrkräfte, Chancen und Gefahren zu nutzen. Dazu gehört, dass sie von den Impulsen, die von Social Media ausgehen, für den eigenen Unterricht Gebrauch machen. Dazu gehört aber auch, dass sie ihren Beitrag zur Sensibilisierung betreffend Datenschutz, Urherber- und Persönlichkeitsrechte leisten. Um dies zu gewährleisten, benötigen die Lehrkräfte Unterstützung in Form von Kursen und Weiterbildungsprogrammen. Diese finden sie zum Beispiel im Kursprogramm des Kantons Thurgau oder beim Schweizer Telekomanbieter Swisscom.

Zahlreiche Tipps und weitere Links zum Thema sind zu finden auf dem Bildungsserver der PHTG.

Medienkompetenz: Kulturtechnik oder Schlüsselkompetenz?

Ist Medienkompetenz nun eine Kulturtechnik wie Lesen, Rechnen und Schreiben oder eher eine Schlüsselkompetenz, das heisst eine Kompetenz, die sowohl für das Individuum als auch für die Gesellschaft unverzichtbar ist? Der Experte sagt: beides. Wichtiger als ihre Bezeichnung ist aber die Feststellung, dass Medienkompetenz heute „unverzichtbar (ist), um an dieser Gesellschaft teilzuhaben.“ Der Experte heisst Thomas Merz, Dozent für Medienbildung an der PHZH, und  sein Zitat stammt aus einem Artikel, den er im Oktober 2011 im Schulblatt Thurgau unter dem Titel  „Medienkompetenz als Schlüsselkompetenz“ veröffentlicht hat. Auf diesen Artikel möchte ich im vorliegenden Blogbeitrag zu sprechen kommen.

Weil die Medien heute nicht mehr einen einzelnen Teilbereich unseres Lebens ausmachen sondern unser Leben bzw. unseren Lebensraum neu konstituieren (denken wir zum Beispiel daran, wie sich unsere Beziehungen durch die neuen Medien verändern oder wie der Computer unsere Denkmuster, Lebensentwürfe und Arbeitsabläufe prägt), machen sie eine Schlüsselkompetenz in unserem Leben aus. Wie sieht diese Schlüsselkompetenz – sprich Medienkompetenz – konkret aus? Laut Merz gehören drei Elemente dazu: Erstens die interaktive Anwendung von Sprache, Text und Symbolen. Zweitens die interaktive Nutzung von Wissen und Informationen. Drittens schliesslich die interaktive Anwendung von Technologien.

Zwischenbemerkung: Ich bin der Meinung, dass die IKT-Ausbildung an der PHTG diese drei Elemente im Auge hat und ich mich auf diesen drei Gebieten weiterentwickeln konnte.

Wie soll die Schule mit den Medien umgehen? Soll sie das überhaupt? Und wie kann sie beitragen zum Erwerb der Medienkompetenz? Es ist unbestritten, dass die „Medien die Grundbedingungen für Lehren und Lernen, für Wissen und Denken“ beeinflussen und verändern. Daraus folgt, dass die Schule ihren Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz leisten muss. Merz formuliert dies so: „Wenn Medienkompetenz eine Schlüsselkompetenz ist – woran heute eigentlich kein Zweifel mehr bestehen kann – gehört deren systematische Förderung ohne jeden Zweifel auch zum Kernauftrag der Schule.“ Merz identifiziert folgende Bereiche als schulische Handlungsfelder für die Medienbildung:

1. Bei den grundlegenden Bildungsaufgaben, wo es um beispielsweise um die Entwicklung der Persönlichkeit, die Auseinandersetzung mit Wertfragen oder um die sozialen und emotionalen Kompetenzen geht.

2. Bei der Mediendidaktik, wo es unter anderem darum geht, den Lehrkräften adäquate Unterstützung zu geben.

3. Förderung der Medienkompetenz: diese zielt auf die direkte Auseinandersetzung mit den verschieden Aspekte von Medien und den IKT-Anwenderkompetenzen.

4. Rahmenbedingungen: In diesem Bereich wird die Schule als Ganzes in den Fokus genommen. Dazu gehören zum Beispiel die Zusammenarbeit mit den Eltern und die Schulregeln.

Hören wir abschliessend die Stimmen von Fachleuten zum Thema Medienbildung:

Weitere interessante Infos findet man im Dokument „FAQ Medienkompetenz„, herausgegeben vom Medienpsychologie-Forschungsteam der ZHAW.

Digitale Lernmedien II – Zwischen Hypes und Heilsversprechungen

Dieser Blogbeitrag setzt den Voranstehenden fort. Die Ausführungen beziehen sich auf den Artikel „Digitale Lernmedien – Chance und Herausforderung“ von Urs Ingold, PH Zürich.

Auch ein Radio oder das Sprachlabor galten einst als neue Medientechnologien. Und schon damals weckten diese neuen Möglichkeiten Heilserwartungen, wie sie heute wieder zu beobachten sind. Die Erwartungen der Lehrpersonen sind vielfältig: Die Palette reicht von besseren Lernleistungen dank Individualisierung über höhere Motivation, anschaulichem und authentischem Material bis hin zur „Steuerung und Kontrolle des individuellen Lernprozesses“. Aber auch die Lehrmittelverlage haben in bezug auf die digitalen Lernmedien ihre spezifischen Erwartungen. Einerseits versprechen sie sich eine einfachere Distribution und eine vereinfachte Aktualisierung, andererseits erhoffen sie sich von den digitalen Lernmedien den Wegfall der Lagerhaltung, einen Reputationsgewinn und eine „Kostenersparnis durch den  Verzicht auf defizitäre Printprodukte mit kleinen Auflagen“. Die Erwartungen kommen also aus ganz verschiedenen Ecken – und als sei es mit dieser Vielfältigkeit noch nicht genug – sie sind teilweise auch widersprüchlich. Dazu zwei Beispiele: Smartphones gelten einerseits als Chance, die mobiles – orts- und zeitungebundenes – Lernen erst möglich machten. Andererseits werden sie immer noch häufig als Stör-(und Strahlen-)quellen im Klassenzimmer wahrgenommen und explizit daraus verbannt. Ebenso paradox ist das Verhalten der User von sogenannten Austauschplattformen für Lehrpersonen. Der Autor verweist als Beispiel auf die Webseite von www.lehrmittelclub.ch und stellt fest, dass diese „viel mehr Downloads als Uploads“ aufweisen. In der digitalen Welt scheint „nehmen“ seeliger zu machen als zu „geben“ ;-).

Urs Ingold schliesst seinen Artikel ab mit ein paar Gedanken zum „Ende des Schulbuchs“. Ingold sieht technische und finanzielle Hürden, die das Ende der gedruckten Lehrmittel in unbestimmte Ferne rücken lassen. (Vergleiche dazu auch seinen bemerkenswerten Kommentar zum Blogbeitrag von Jürg Fraefel im Blog der PH Zürich.) Das Lernen mit unterschiedlichsten persönlichen mobilen Geräten (Smartphones, Tablets) erfordere hochkomplexe digitale Lernmedien. Zudem sei im Web eine gewisse „Gratismentalität“ festzustellen und dementsprechend sei es schwierig, mit Lernmedien im Internet überhaupt Geld zu verdienen. Dazu komme die immer noch weit verbreitete Haltung, Raubkopien stellten ein Kavaliersdelikt dar. Einen Ausweg daraus sieht Ingold im App Store, einem „geschlossenen Ökosystem“, wo Lernangebote als Apps verkauft und Raubkopien verhindert werden. Als Beispiel erwähnt er das App „Multidingsda“ vom Zürcher Lehrmittelverlag. Als Fazit stellt Ingold fest, dass digitale und gedruckte Medien idealerweise Hand in Hand gehen: „Während Tagesaktuelles aus dem Internet bezogen werden kann, bietet das Schulbuch den roten Faden und die gemeinsame Basis, die eine Verständigung über die einzelne Schulklasse hinaus möglich macht. Mit seiner Robustheit, Einfachheit und permanenten Verfügbarkeit entspricht das Buch dem Wunsch der Schule nach Verlässlichkeit, Planbarkeit und überdauernder Relevanz der Inhalte.“

Digitale Lernmedien I: Ihr Weg in die Klassenzimmer seit den 1980er Jahren

Beim Surfen im Internet bin ich kürzlich auf das Magazin „einblick“ gestossen. Im Kundenmagazin des Zürcher Lehrmittelverlags thematisiert Urs Ingold von der PH Zürich  in der Nummer 9 vom September 2011 Möglichkeiten und Grenzen digitaler Lernmedien. Nachdem ich in einem vorangehenden Blogbeitrag über den Einsatz von Podcasts im Unterricht schreibend nachgedacht habe, möchte ich im vorliegenden und im nachfolgenden Beitrag die Sicht eines Fachmannes dazu kennen lernen. In einem späteren Beitrag werde ich dann über meine eigenen Erfahrungen von Online-Simulationsspielen im Wirtschaft- und Rechtsunterricht berichten.

Als Ausgangspunkt seiner Überlegungen beschreibt Urs Ingold das Setting in der Schule. Auf der einen Seite die althergebrachte Institution Schule mit ihren tradierten Werten und den festgelegten Rahmenbedingungen wie Zeit und Ort. Auf der anderen Seite die „schnelllebige Welt der Informations- und Kommunikationstechnologien“, die geprägt ist von kurzen Produktzyklen und vorübergehenden Trends. Dazwischen die Kinder und Jugendlichen, welche diese Technologien mit hoher Kompetenz nutzen.

In einem weiteren Textabschnitt beschreibt Ingold, wie die digitalen Lernmedien den Weg ins Klassenzimmer gefunden haben: Parallel mit dem Einzug der Computer in die Klassenzimmer in den 1980er Jahren fanden auch Übungsprogramme zu bestehenden Lehrmitteln den Weg in den Unterricht. Zehn Jahre später kam das Internet als „unerschöpflicher Informationsspeicher“ dazu. Nach der Jahrtausendwende wurden die interaktiven Anwendungsmöglichkeiten des Web 2.0 für die Schulen interessant. Die Arbeit am PC der Lernenden beschränkte sich nun nicht mehr aufs passive Konsumieren von extern erstellten Webseiten sondern führte zur aktiven Vernetzung  von Schulen und Klassen (Stichwort: Community Building).

Heute – so stellt Ingold fest – dreht sich die Diskussion vor allem um die Hardware. Netbooks, Tablets und Smartphones treten an die Stelle der Desktop-Computer. Diese Entwicklung erfordert neuerdings Lernmedien, die auf verschiedenen mobilen Geräten verfügbar sind. Schliesslich, so Ingold, werden digitale Lernmedien heute nicht mehr „erst nach Erscheinen des Printmediums entwickelt“, sondern „von Beginn weg mit eingeplant“. Das Resultat: Die Lehrmittelverlage bieten einen „Medienmix“ an, dessen Kern zwar immer noch häufig aus dem gedruckten Buch besteht, allerdings mit Software und Webauftritt ergänzt wird.

Wo Schlagworte helfen

In diesem Blogbeitrag möchte ich die vergangene IKT-Präsenzveranstaltung Revue passieren lassen. Stichworte wie PLE  (siehe dazu auch meinen Blogbeitrag „PLE oder was macht eine Lernumgebung aus?“), LMS, bottom-up und top-down sollen hier noch einmal in ihrer konkreten Bedeutung und in einem  mediendidaktischen Kontext beleuchtet und geklärt werden. Die Lernjobs, die wir bis zur letzten IKT-Sitzung zu erledigen hatten, umfassten sowohl Arbeiten am PLE (erstellen einer personalisierten Google-Seite – I-Google und social bookmarking z.B. mit diigo) als auch Reflexionen und Beiträge, die wir in ein sogenanntes Learning Management System (LMS) – in unserem Fall „Moodle“ – hochluden. Das Kreieren des eigenen Blogs (das war ein weiterer Lernauftrag) würde ich als Konstruktionselement fürs PLE betrachten.

Grundsätzlich unterscheiden sich ein PLE und ein LMS dahin gehend voneinander, dass ein PLE vom Nutzer selbst gestaltet wird und in erster Linie für die eigenen Organisation und Metareflexion verwendet werden kann. Demgegenüber wird ein LMS von einer Institution zur Verfügung gestellt und in der Regel auch von dieser mit ersten Inhalten angereichert. Die Nutzerinnen und Nutzer partizipieren dann dadurch am LMS, indem sie ihre Beiträge ebenfalls ins LMS hochladen und das LMS mitgestalten. Die Betonung liegt hier beim Verbzusatz „mit„. Eine PLE ist unmittelbar am die Nutzerin, den Nutzer gebunden und nur häufig nur indirekt an einen konkreten Kurs gekoppelt. Umgekehrt verläuft die Nutzung von LMS in der Regel parallel zu einem Kurs, so dass bei Kursende das LMS ebenfalls beendet wird. Abschliessend kann festgehalten werden, dass die Federführung beim LMS bei der Institution, bei der PLE bei der einzelnen Nutzerin, dem einzelnen Nutzer liegen.

Tagging – oder etwas weniger elegant formuliert: Verschlagwortung – war ein weiteres Stichwort in der vergangenen Präsenzveranstaltung. Schlagworte können in verschiedenen Plattformen des Web 2.0 verwendet und hilfreich sein. Wir haben ihre überlegene Funktion im Zusammehang mit Social Bookmarking betrachtet. Das Erfassen von Texten mittels Schlagworten entspricht einem sogenannten bottom-up-Vorgehen. Die Kategorisierung der einzelnen Elemente erfolgt dabei erst in einem zweiten Schritt und kann sich stets weiterentwickeln. Wird in umgekehrte Richtung vorgegangen, das heisst, werden zuerst die Kategorien festgelegt und dann die einzelnen Texte zugeordnet (man erinnere sich an die alten Karteikärtchen in Bibliotheken), bedeutet das ein hierarchisches Vorgehentop-down. Man sieht schon bei dieser Beschreibung, dass diese Vorgehensweise umständlich und wenig flexibel ist. Zwei weitere Themen, die in der Präsenzveranstaltung besprochen wurden, RSS-Feeds und E-Portfolio, möchte ich in einem der nächsten Blogbeiträge reflektieren.

Podcasts im Unterricht

Fast zeitgleich mit den ersten IKT-Anregungen, die ich im Rahmen meiner Ausbildung an der PH Thurgau bekam, lancierte unsere Schule vor wenigen Wochen eine Veranstaltung zum Thema „Podcasts im Unterricht“. André Frey von der PH Zentralschweiz zeigte uns an konkreten Beispielen die Einsatzmöglichkeiten von Audio- und Videopodcasts im Unterricht. Frey sieht in den Podcasts verschiedene nützliche Aspekte. So bieten Podcasts einen multiperspektivischen Zugang zu einer Problemstellung und sind unabhängig von Lernort und -zeit. In meinem bisherigen Unterricht stand bisher vor allem der erste Punkt im Vordergrund. Kürzlich musste ich zwei Lektionen ausfallen lassen. Mit Hilfe von Podcasts konnten die Lernenden den Arbeitsauftrag erfüllen, ohne dass sie dafür im Schulzimmer anwesend sein mussten. Audiopodcasts nutze ich in meinem Wirtschaft und Recht-Unterricht seit längerer Zeit. Geeignetes „Material“ gibt es zuhauf. Ich nutze dabei sowohl kurze Nachrichtensequenzen als auch längere Hintergrundberichte zu Fragestellungen aus Wirtschaft und Recht. Im Rechtsunterricht kommen regelmässig die Podcasts zu den Rechtsfragen der Sendung Espresso auf DRS1 zum Einsatz. Hier werden Alltagsfragen aus den Bereichen Kauf-, Arbeits– und Mietrecht geklärt.

Der Hinweis auf die zahlreichen und vielfältigen Lernvideos im Internet hat mich dann motiviert, mich gezielt nach solchen umzusehen. Das Angebot ist riesig. Bei meinen „Funden“ habe ich mir allerdings die Frage gestellt, ob die zufälligen Treffer wirklich die Besten waren oder ob ich nicht systematischer vorgehen müsste, um gute Lernvideos zu finden. Aktuell habe ich den Eindruck, dass  sowohl „selbstgebastelte“, also von Einzelpersonen produzierte, als auch professionell (innerhalb einer Bildungsinstitution) hergestellte Lernvideos attraktiv und brauchbar für den Unterricht sein können. Das erste Lernvideo, das ich hier als Beispiel zeigen möchte, wurde von Lernenden an einem Winterthurer Gymnasium produziert und erklärt das Rechnen mit fremden Währungen.

Schon professioneller kommt das Video zum Zinsrechnen aus der Reihe http://www.echteinfach.tv daher.

Am Ende dieses Blogbeitrags möchte ich ein Zitat aus der PH Zentralschweiz zum Thema Unterrichtsvideo beifügen: „Unterrichtsvideos besitzen vielfältige Potenziale für die Ausbildung von Lehrpersonen. Einerseits dienen sie als Modelle von „good practice“, andererseits als Ausgangspunkt für fall- und problembasiertes Lernen. Videos aus realen Unterrichtskontexten sind sensible Materialien, die eine sorgfältige Handhabung des Persönlichkeits- und Datenschutzes erfordern.“

Und zu guter Letzt ein Link zu einem Fundus für weiteres Videomaterial vom Deutschen Fernsehsender ZDF: Der elektrische Reporter.